Come-on.de vom 09.05.10

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MEINERZHAGEN ▪ Um 20.10 Uhr gab Bürgermeister Erhard Pierlings im Rathaussaal das letzte, mit leichter Verspätung eingegangene Einzelergebnis aus dem Wahllokal Ebbehalle Valbert bekannt. Schon deutlich vor diesem Zeitpunkt stand indes der Trend fest und löste bei den diesmal gegenüber vorangegangenen Wahlentscheidungen in relativ spärlicher Zahl erschienenen Beobachtern durchaus unterschiedliche Reaktionen aus.

Die CDU bei den Zweitstimmen mit 37,1 Prozent zwar immer noch stärkste politische Kraft, aber gegenüber der Landtagswahl 2005 um 9,6 Prozent regelrecht abgestürzt. Die SPD wieder im Aufwärtstrend, aber mit ihren gestern 32,4 Prozent immerhin noch um 3,3 Prozent unter dem Ergebnis von vor fünf Jahren. Die FDP mit 7,3 Prozent exakt behauptet. Die Grünen auch in der Volmestadt Gewinner: 8,1 Prozent bedeuten eine Verbesserung um 3,4 Prozentpunkte. Und erstaunlich das Abschneiden der Linkspartei: 2005 mit 0,6 Prozent noch bedeutungslos, kamen sie gestern auf 5,6 Prozent.

Bei den Erststimmen lag Bernd Schulte (CDU) mit 41,8 Prozent in Meinerzhagen deutlich vor Gordan Dudas von der SPD, der auf 36,4 Prozent kam. Aber das dürfte für den Lüdenscheider, der auch in der Volmestadt im Wahlkampf starke Präsenz gezeigt hatte, nur ein schwacher Trost sein angesichts des wahrscheinlichen Verlustes seines Landtagsmandats nach drei Legislaturperioden. Nicht mehr als einen Achtungserfolg gab es für den Valberter Hasso Simon als Kandidaten der Rentnerpartei, der mit 254 Stimmen im Gesamtergebnis immerhin auf 3,2 Prozent kam.
Erschreckend niedrig die Wahlbeteiligung mit nur 52,4 Prozent. „Es ist ebenso betrüblich wie gefährlich für unsere Demokratie, wenn im Schnitt nur jeder Zweite von seinem Wahlrecht Gebrauch macht“, zeigte sich darüber Bürgermeister Erhard Pierlings tief enttäuscht. Auf der anderen Seite verhehlte er natürlich nicht seine Freude darüber, dass die SPD in ihrem Stammland NRW ganz offenbar wieder Tritt gefasst hat. SPD-Stadtverbandschef Rainer Schmidt gelang es nach mehreren Versuchen, den Gewinner des Direktmandats im heimischen Wahlkreis, den Lüdenscheider SPD-Newcomer Gordan Dudas telefonisch zu beglückwünschen. Mit Blick auf den zu diesem Zeitpunkt noch ungewissen Ausgang der Wahl auf Landesebene sagte Schmidt in einer ersten Stellungnahme: „Es bleibt spannend, ob es eine belastbare Mehrheit für Rot-Grün gibt.“ Eine wie auch immer geartete Beteiligung der Linken wäre aus seiner Sicht „nicht das Richtige“.
Von der CDU war nur Thorsten Stracke in den Rathaussaal gekommen. Er zeigte sich regelrecht „erschrocken“ über den Ausgang. Am Telefon sprach der CDU-Stadtverbandschef Axel Oehm von „einem schlimmen Ergebnis“, nannte aber auch die SPD als zweiten Verlierer. Eine Gratulation gab es von ihm in Richtung Grüne. Dass „die Kommunisten in den Landtag eingezogen sind, finde ich als Gewerkschafter ganz schlimm.“ Oehm befürchtet, dass die SPD auf Bundesebene nun eine Verweigerungspolitik verfolgen könnte. Das Wahlergebnis in NRW sei für die CDU sicherlich auch „durch Griechenland und Westerwelle negativ beeinflusst worden“, sagte Oehm.
Paolino Barone und Ingolf Becker von den Grünen ließen sich beide ein Gläschen Rotwein schmecken. Sie stießen freudestrahlend sowohl auf den Triumph in Düsseldorf als auch auf das wiederum gute Abschneiden in Meinerzhagen an. „Unsere Arbeit vor Ort als noch junger Ortsverband zahlt sich aus“, freute sich Barone und sprach von einem „Traumergebnis.“
Die FDP zeigte durch Kai Krause und Reiner Ronge Präsenz. Beide durchlitten mit Blick auf die immer wieder unterschiedlichen Hochrechnungen von ARD und ZDF auf dem Großbildschirm im Foyer des Rathaussaals ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. Falls es der Wähler am Ende so entschieden habe, dass die FDP künftig aus der Regierungsverantwortung entlassen sei, müsse man die neue Rolle als Oppositionspartei mit „Ernsthaftigkeit und großem Verantwortungsbewusstsein annehmen.“ Mit Blick auf das Meinerzhagener Ergebnis zeigte sich Krause noch „einigermaßen zufrieden.“