
BEA, also unser On-Demand-Verkehr zwischen Valbert und Meinerzhagen, ist modern? Ja, aber auch Nö. BEA ist modern und natürlich gut für uns – keine Frage. Wer aber noch zukunftsträchtigere Technologie in einem ÖPNV-Projekt erleben will, der muss schon über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus schauen.
Und zwar genau in Richtung Darmstadt. Dort gibt es KIRA, sozusagen die große Schwester von BEA. Auch KIRA ist ein On-Demand-Verkehr, allerdings ein autonomes System. Autonom Stufe 4, um es genau zu sagen. Auf sauerländisch: Das fährt quasi von selbst, ohne Fahrer. Lediglich eine Aufsichtsperson muss derzeit noch dabei sein, damit sie im Notfall eingreifen kann, wenn die Automatik zu versagen scheint. Bei Autonomem Fahren im Level 5 wäre nicht einmal das mehr nötig. Und genau das muss das Ziel sein.
Wofür brauchen wir autonomes Fahren?
Wir bekommen jetzt schon keine Fahrer mehr für unsere Busse der MVG. Und das Problem beschränkt sich nicht auf unser lokales Busunternehmen, sondern das ist in Deutschland überall so. Deshalb ist für die FDP Meinerzhagen ganz klar: Sowohl in Randzeiten als auch in städtischen Randlagen brauchen wir autonome On-Demand-Services für die Aufrechterhaltung der Mobilität. Das Projekt KIRA liefert hierbei hervorragende Daten auf dem Weg zu vollkommen autonomem ÖPNV. In den Randzeigen müssten dann wahrscheinlich auch viele regulären Linien nicht mehr bedient werden. Also keine dicken Busse mehr, die mit einem Fahrer mitten in der Nacht komplett leer durch die Wohngebiete fahren.
Unser BEA wäre wahrscheinlich jederzeit komplett durch KIRA ablösbar.
Die Vision der FDP Meinerzhagen für Überregionale Verkehre
Schauen wir uns das Projekt mal an und generieren daraus eine Zukunftsversion: KIRA wird vom Bund, dem Land Hessen, der Deutschen Bahn und den entsprechenden Verkehrsverbünden finanziert. Auch bei uns im BEA Projekt steckt die Bahn mit drin. Offensichtlich hat die Deutsche Bahn ein großes Interesse an On-Demand-Verkehren und auch an autonomem Fahren.
Dann lassen wir das doch einfach mal durchdenken: Unsere Regionalbahn RB25 macht ja eher mit Defekten von sich reden als mit Erfolgen. Ob ein Betrieb sich auf ewige Zeiten finanzieren lässt, das weiß man nicht so genau.
Von Valbert allerdings mit einem Shuttle zum Bahnhof Gummersbach und dann in einer guten Taktung in Richtung Köln. Wenn diese Strecke zweigleisig ausgebaut würde, was bis Gummersbach sicherlich durchaus vorstellbar wäre, hätte man sicherlich eine Menge geschafft. Und das käme wahrscheinlich auch an. Wenn es dann alle 20 Minuten nach Köln ginge? Das würden sicherlich einige Leute in Anspruch nehmen.
Nutzung der freien Trasse dann möglich
Zusätzlich wäre dann die Eisenbahn-Trasse frei. Hier könnte man sich durchaus einen Radweg vorstellen. Kein Problem mit dem Grunderwerb – man hätte ja mit der Deutschen Bahn nur einen einzigen Veräußerer der Grundstücke.
Irre Zukunftsvision? Was will die FDP jetzt schon wieder?
Ganz sicher ist das kein Irrsinn. Das ist erstmal ein Gedankenspiel. Die Gedanken kamen mir sofort in den Sinn, als ich bei der Deutschen Bahn über das Projekt KIRA gestolpert bin. Aber ich bin es gewohnt, dass alle die Augen verdrehen, wenn ich im Rat den Begriff autonomes Fahren in den Mund nehme. Aber ganz ehrlich: Ich glaube daran, dass diese Technologie eine der nächsten ist, die unsere Mobilität grundlegend verändern wird.
Wer seine Ideen hierzu mit uns teilen will, der kann uns gerne eine Mail schreiben oder einfach die Beiträge auf Facebook und Instagram kommentieren. Wir nehmen alle Hinweise gerne auf.
Die Technik hinter KIRA
Für KIRA wird derzeit ein NIO ES8 genutzt, der im Erprobungsverkehr zunächst einmal lediglich drei Sitzplätze für Fahrgäste bietet. Das Elektrofahrzeug hat eine Reichweite von ca. 400 km und kann autonom mit einer Geschwindigkeit von maximal 130 km/h fahren.
Das autonome Fahrsystem nennt sich Mobileye und kann komplexe Fahrsituationen durchaus meistern. KIRA ist übrigens Abkürzungsfimmel und heißt ausgeschrieben: „KI-basierter Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre“ – was für ein Text. Das Projekt läuft seit 2024 in den im ländlichen Raum im Kreis Offenbach gelegenen Städten Langen, Egelsbach (muss man noch nicht gehört haben) und seit August 2025 auch in den nördlichen Darmstädter Stadtteilen.
Insgesamt kommem im Fahrzeug jede Menge Geräte und Sensoren zum Einsatz. Zum einen gibt es normale Kameras, die meisten mit einer Auflösung von 8 Millionen Pixel. Insgesamt sind es 13 Kameras über das gesamte Fahrzeug verteilt. Dazu aber – und das ist ein Unterschied zu der recht anfälligen Technologie von Tesla – gibt es auch ein Radar/Lidar System, das eine zusätzliche Informationsebene zur 3D-basierten Steuerung schafft. Insgesamt 4 Kurzstrecken-Radare und 2 Mittelstrecken Radare sind installiert. Dazu gesellen sich 6 Kurzstrecken Lidars und 3 Langstrecken Lidars.
Lidar/Radar und normale Kameras sind dabei zwei unterschiedliche Systeme, die auch dann, wenn ein System ausfallen sollte, zumindest einen Notbetrieb sicherstellen können.
Erprobung „Technische Aufsicht“
Das Projekt bereitet konsequent den Schritt in Richtung Regelbetrieb ohne Sicherheitsperson vor. Dazu gibt es bereits im Probebetrieb eine technische Aufsicht in der Leitstelle, die mehrere Fahrzeuge gleichzeitig überwachen kann. Sie sehen die jeweiligen Kamerabilder und auch weitere Parameter des Fahrzeugs. Zusätzlich können sie im Notfall in die Verkehrssituation gezielt eingreifen.
Nein – das ist nicht Star Trek, das ist bereits jetzt Realität.
Warum ein Fahrzeug von NIO?
Das wird nicht genau erklärt. Eine Möglichkeit, dass man sich für NIO entschieden hat, könnte allerdings der Battery-Swap sein, den sonst meines Wissens nach kein anderer Hersteller anbietet. Dabei fährt man an eine Batterietausch-Station, ein Roboter entfernt die leere Batterie und baut eine vollgeladene Batterie in das Fahrzeug ein. Das hat in jedem Fall Vorteile, denn die Batterien können mit relativ geringer Ladeleistung wieder vollständig aufgeladen werden. Zum einen dauert der Wechsel deutlich kürzer als ein Aufladen selbst bei maximaler Ladeleistung, zum anderen halten die Akkus deutlich länger, wenn man sie langsamer auflädt.
Theoretisch geht autonomes Fahren aber natürlich auch mit Autos anderer Hersteller. Auch die Deutschen Hersteller arbeiten mit Hochdruck an autonom fahrenden Lösungen.
Weiterführende Links:
- KIRA autonom – die Seite zum Projekt
- Nio Swap Station – Batterietausch-Punkte
- Die Zukunft fährt autonom – Strategie der Bundesregierung (PDF)
Text von: Christian Schön, Fraktionsvorsitzender FDP Meinerzhagen
Updates:
Ein paar kleine Textstellen sind nachträglich noch einmal grammatikalisch zurechtgebogen worden. Zusätzlich wurden weitere technische Details zum Fahrzeug ergänzt.