Heute ist ein großer Tag für die Sicherheit von Produkten in der EU, denn heute tritt die GPSR, die neue Richtlinie für Produktsicherheit, in Kraft. Also zumindest ist es ein großer Tag für einige Leute. Allen voran vielleicht für die EU-Kommission. Für andere ist heute eher Freitag der 13te.
Produktsicherheit ist wichtig
Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Produktsicherheit ist in jedem Fall ein wichtiges Thema. Wenn man einen Sicherheitsgurt anlegt, dann möchte man natürlich auch, dass er funktioniert.
Das, was uns die EU jetzt allerdings wieder ins Körbchen gelegt hat, finde ich deutlich überbordend und es wird vor allem wieder auf dem Rücken der kleinen Hersteller und Händler ausgetragen. Ein Lob auf „wir erhalten die Vielfalt“.
Zur Sache
Ab heute, also Freitag, dem 13. Dezember 2024, müssen sicherheitsrelevante Angaben, Ansprechpartner, Entsorgungshinweise und einiges mehr bereits vor dem Kauf von Produkten klar gekennzeichnet auf der Webseite des Verkäufers vorhanden sein. Andernfalls beschäftigen wir wieder unser Rechtssystem.
Grund für die Maßnahmen – soweit sei das dann mal löblich – ist die Eindämmung von China-Billigware. Der Ansatz ist also tatsächlich nicht schlecht, die Kollateralschäden allerdings sind nicht zu übersehen.
Konkretes Beispiel: VW
Bereits seit Anfang der Woche hat VW die Infos im Konfigurator auf der Webseite ergänzt. Ein Auszug aus dem insgesamt 25 seitigen Sammelwerk zum Thema: „Auf wie wirre Arten kann ich mich mit meinem Auto denn in ernsthafte Gefahr bringen“, ziert bereits das Titelbild zu diesem Artikel.
Ja. Bitte sitzen sie richtig im Auto. Das ist wichtig zu wissen – vor allem vor dem Kauf. Jetzt weiß ich, dass ich Personen nicht mehr im Kofferraum mitnehmen darf, damit ich vorne meine Ruhe habe. Schade eigentlich.
Das ist wichtig, bereits vor dem Kauf zu wissen. Wichtig ist natürlich auch, wie ich zum Beispiel meine Joghurtverpackung entsorge. Das muss ich auch zwingend vor dem Kauf wissen.
Jede Menge Arbeit für den Onlinehandel
Die Arbeit hat der Onlinehandel. Bei den Größen der Branche wie Amazon, Otto oder wie auch immer sie alle heißen, mache ich mir da eigentlich noch recht wenig Sorgen. Bei den kleineren Händlern, die ohnehin schon ums Überleben kämpfen, werden sicherlich hier und da die Lichter ausgehen.
Und das kann man keinem verübeln, bei diesem Bürokratiemonster.
Nur zur Erinnerung: Eigentlich wollten wir mal Bürokratie abbauen. In Sachen Bürokratie fahren wir in Deutschland und Europa aber nunmal eben lieber Rolls Royce. Ob man sich den leisten kann oder nicht. Spielt in der politischen Denke offenbar keine Rolle.
Vollzug der Verordnung
Ob sich die Produktsicherheitsverordnung überhaupt vollziehen lässt? Also vor allem gegen kleine chinesische Händler zum Beispiel auf der Plattform Temu? Ich habe so meine Zweifel. Wir schaffen es ja nichtmal Millionenprojekte im Bereich der CO2-Zertifikate zu prüfen.
Nein – ich glaube nicht an die Wirksamkeit dieser Verordnung. Zu schnell haben die Händler mögliche EU-Verantwortliche für Produktsicherheit irgendwo in Paris oder sonstwo generiert, die wahrscheinlich außer einem Briefkasten und einer gmail-Adresse nichts vorzuweisen haben.
Heute ist Freitag der 13te.
Und so bleibe ich dabei: Heute ist Freitag der 13te. Für mich zumindest. Und für die Bürokratie. Ein schwarzer Freitag.
Das hier ist übrigens meine persönliche Meinung (vielleicht hier und da auch etwas überspitzt) und hauptsächlich dafür gedacht, dass ihr als Leser euch eure eigene Ansicht bilden könnt. Vielleicht wird ja auch mich die Zeit noch eines Besseren belehren. Allein mir fehlt der Glaube.
Bis dahin freuen wir uns auf die nächsten Umstellungen wie die E-Rechnung für Unternehmen (ab 1. Januar) oder die verpflichtende Barrierefreiheit im Netz (ab Juni 2025). In der Zwischenzeit können unsere Unternehmer ja dann noch schnell die Wirtschaft ankurbeln.
(Christian Schön)